So, es muß einfach raus. Neben einer ganzen Reihe von - dennoch verzeihlichen - Kleinigkeiten, die teilweise auf einen Mangel an doppelwinkligem Spezialwissen beruhen, hat sich die ursprüngliche Restaurationswerkstatt zwei bis drei wirklich schwere Schnitzer geleistet:
1.) Grober Pfusch: Obwohl die Werkstattbücher mit allen Einstelldaten vollzählig mitgegeben wurden, haben sie dort nicht nachgeschaut und die hinteren Radlager nicht weit genug eingepresst. Weil sich daraufhin die Bremsen nicht montieren liessen, probierten sie herum und kamen drauf, daß die Montage halbwegs geht, wenn man rechte und linke Bremse vertauscht. Ich bemerkte die Schleifgeräusche und bat Herbie (den Neuen), sich die Sache anzusehen. Fazit: 1 Radlager kaputt, 1 Radlager "verwendbar", beide Bremsscheiben kaputt, viele Stunden Arbeit. Sehr viele. Die Radlager gibts nur noch aus alten Beständen, kaum zu kriegen. Ewig schad um die grad erst verbauten Neuteile. Glücklicherweise fand sich ein Stück in Gazelles Mitgift, sonst würden wir jetzt noch warten. Überhaupt bewies Gazelles letzter Besitzer grossen Sachverstand bei der Auswahl seines Ersatzteilvorrats. Der GSA profitiert nicht zum ersten Mal davon und auch für Gazelles Wiederbelebung ist fast alles da.
2.) Grobe Nachlässigkeit: Beinahe noch schlimmer als oben finde ich, wenn auf die Erneuerung der Ventilschaftdichtungen vergessen wird, obwohl der Motor offen ist und der Dichtungssatz daneben liegt. Konsequenterweise verbrennt dort jetzt Öl und das stinkt mehr oder weniger. Weniger für Herbie und seinen Chef, die das für vorerst vernachlässigbar und nicht pickerlrelevant halten, mehr für mich, der ich sowieso schon ein schlechtes Umweltgewissen wegen meiner Autoleidenschaft habe und mich ehrlich gestanden ein bisserl geniere, wenn ich Unbeteiligte olfaktorisch an meinem Hobby teilhaben lasse. Jedenfalls wird für mich kein Weg daran vorbeiführen, in den teuren Apfel zu beissen und die Sache im nächsten Winter berichtigen zu lassen.
3.) Mitschuldig, Euer Ehren: Ich war damals so fokussiert auf die mir so wichtige Fahrwerkstechnik, daß ich nicht reagierte, als man einmal nebenbei erwähnte, daß man sich "den Vergaser" nicht anschauen würde, um den Umfang der Arbeiten nicht unnötig aufzublasen. Irgendwie hatte ich das so verstanden, daß der eh in Ordnung wäre. War er nicht. Zündung detto. Ich hab die Ersatzteile besorgt (der letzte NOS Zündverteiler, in Spanien aufgetrieben) und Herbie hats gerichtet. Einen neuen Vergaser such ich noch, den alten, verbastelten hat man mit Unterstützung von Magistris so hingebracht, daß er vorläufig leidlich funktioniert. Echt dumm gelaufen und wie bei den oben angeführten Punkten versteh ich nicht, was sich die Werkstatt dabei gedacht hat. Ich mein, das sind doch alles Basics einer Autorestauration, da brauch ich nicht höhere Ziddernwissenschaft studiert haben.
In Wahrheit also schön eingfahrn, Ihr könnt mir jetzt Naivität vorhalten. Das Grundproblem für einen technischen Laien wie mich ist einfach, daß Du selbst bei grosser Vor- und Umsicht bei der Auswahl der Werkstatt irgendwo zu dem Punkt kommst, wo Du dem Dienstleister nur vertrauen kannst. Jetzt vertraue ich einer anderen Werkstatt und hab zusätzlich noch einen unabhängigen Techniker als Berater dabei. Schaunmermal, was sich die so leisten, eine Sache ist eh schon passiert, mehr demnächst.
Zuletzt geändert von Der Schwedenkönig am 29.06.2021, 09:27:19, insgesamt 12-mal geändert.
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