Varikozelen
Varikozelen sind Krampfadern an Hoden und Hodensack, die zu Schmerzen, Hodenatrophie (Schrumpfen der Hoden) oder Unfruchtbarkeit führen können. Die Venen der den Hoden drainierenden Venen haben Venenklappen, die dafür sorgen, dass das Blut vom Hodensack zurück ins Herz fließt. Versagen diese Klappen, staut sich das Blut und dehnt die Vene um den Hoden aus – es kommt zu einer Varikozele. Ein offener chirurgischer Eingriff zum Abbinden der Vene durch einen Urologen ist die häufigste Behandlungsmethode für symptomatische Varikozelen. Aber auch die Varikozelenembolisation – ein nichtchirurgischer Eingriff, der von interventionellen Radiologen durchgeführt wird – ist eine effiziente, weit verbreitete Methode zur Behandlung symptomatischer Varikozelen.
Häufigkeit
Ungefähr 10-15% aller Männer leiden an Varikozelen. Bei unfruchtbaren Paaren liegt die Häufigkeit bei 30-40%.
Varikozelen kommen am häufigsten bei Männern zwischen 15 und 35 Jahren vor.
Symptome
Schmerzen bei langem Sitzen oder Stehen durch erhöhten Druck in der betroffenen Vene. Meist sind die schmerzenden Venen auch die größten.
Unfruchtbarkeit: Verminderte Spermienzahlen, reduzierte Beweglichkeit der Spermien und eine erhöhte Anzahl deformierter Spermien werden ebenfalls mit Varikozelen in Verbindung gebracht. Manche Experten nehmen an, dass Varikozelen zu Unfruchtbarkeit führen, da sie die Temperatur im Hodensack erhöhen und dadurch die Spermienproduktion verringern.
Hodenatrophie: Das Schrumpfen der Hoden ist eine weitere Folgeerscheinung von Varikozelen. Meist erlangen die Hoden nach der Behandlung der Varikozelen wieder ihre normale Größe.
Diagnostizierung von Varikozelen
Durch eine physische oder bildgebende Untersuchung können Varikozelen relativ leicht diagnostiziert werden.
Am häufigsten kommen sie auf der linken Seite des Hodensacks vor (nur in 10% der Fälle auf der rechten).
Varikozelen sind visuell leicht erkennbar – der Hodensack schaut aus wie ein „Sack voll Würmer“
Der Hoden kann schrumpfen (Atrophie)
Wenn Varikozelen nicht leicht erkennbar sind, kann der abnormale Blutfluss oft mit der nicht invasiven bildgebenden Methode des Farbdopplerultraschalls oder durch ein Venogramm festgestellt werden. Bei einem Venogramm wird ein spezielles Kontrasmittel in die Venen injiziert, um danach etwaige Anomalitäten auf einem Röntgenbild feststellen zu können.
Behandlungsmethoden für Varikozelen
Bislang gibt es zwei Methoden zur Behandlung von Varikozelen: Katheterembolisation oder chirurgische Ligatur (Abbinden).
Katheterembolisation
Bei einer Katheterembolisation handelt es sich um eine nicht chirurgische, ambulant durchgeführte Behandlungsmethode, die von einem interventionellen Radiologen durchgeführt wird. Dieser führt mit Hilfe bildgebender Methoden Katheter oder andere Instrumente in den Körper, wobei der Patient durch leichte Sedierung und Lokalanästhesie entspannt ist und während des ungefähr einstündigen Eingriffs keine Schmerzen verspürt.
Zu Beginn des Eingriffs macht der interventionelle Radiologe einen winzigen Einstich in die Haut an der rechten Leiste, durch das er einen dünnen Katheter über die Oberschenkelvene in die zum Hodensack führende Vene führt. Danach wird Kontrastmittel injiziert, um die Venen sichtbar zu machen und somit feststellen zu können, wo genau die Problemstelle liegt und wo die Vene verschlossen (embolisiert) werden muss. Mit Hilfe von winzigen Spiralen, Ballons oder Partikeln wird der Blutstrom in der Vene blockiert, wodurch der Druck in der Varikozele sinkt.
Durch die Embolisierung (Verschluß) der Vene wird das Blut zu anderen, gesunden Venen umgeleitet. Man kann also sagen, dass die defekte Vene „zugesperrt“ wird, indem man das Blut nicht mehr durch sie fließen lässt. Dadurch schafft man das gleiche wie bei einem chirurgischen Eingriff, jedoch ohne die Notwendigkeit einer offenen Operation. Nach der Behandlung muss der Patient für gewöhnlich zwei Stunden ruhig im Bett liegen bleiben. Des weiteren sollte er drei Tage lang keinen Sport treiben oder schwer heben.
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Chirurgische Ligatur
Eine chirurgische Ligatur wird für gewöhnlich unter Vollnarkose durchgeführt. Zu Beginn des Eingriffs führt der Chirurg einen Einschnitt über dem Hodensack oder im unteren Bauchabschnitt durch und schneidet durch die Gewebsschichten über den betroffenen Venen. Diese werden dann abgebunden, um das Blut zu gesunden Venen umzuleiten. Manchmal wird für den Eingriff ein Laparoskop (Bauchspiegelung) verwendet. Die Erholungszeit beträgt für gewöhnlich bis zu sechs Wochen. Erst danach darf der Patient wieder anstrengende Tätigkeiten durchführen oder schwer heben.
Effizienz
In 85% der Fälle erreicht man durch eine Katheterembolisation eine erfolgreiche Behandlung der Schmerzen und Schwellungen, sowie die Wiederherstellung des normalen Blutstroms.
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www.varicoceles.com
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