oTHEr hat geschrieben:
wenns aber dann um viren geht, glaubt man(n) eher an facebook, twitter, afd, fpö, trump & co....
ich denk, da geht's einfach um das reizwort
einschränkungen der persönlichen freiheit, hinsichtlich maskentragen, abstand halten et cetera.
aus einem ersten reflex heraus will sich - verständlicherweise - kein "freier mensch" gern vorschreiben lassen, was er zu tun hat. jedoch einen schritt weiterzudenken und festzustellen, dass man in ganz gehörig vielen dingen mitunter recht heftig in seiner persönlichen freiheit eingeschränkt ist, laufend eingeschränkt wird (und das mitunter auch aus weit weniger plausiblen gründen - problemstrukturell aber auffallend häufig deshalb, weil eine unbelehrbare minderheit mit ihrer freiheit nicht umzugehen weiß und appelle an die vernunft des individuums nichts nützen (woraus alkohol-, fahr-, waffen-, essens-, rauch-, musizier-, fotografierverbote u.v.m. resultieren), dies aber - als bürger in einem rechtsstaat und als teil eines gesellschaftlichen miteinanders - akzeptiert, und das auch nicht unbedingt nur deshalb, weil man selbst besonders einsichtig und/oder altruistisch ist, sondern nicht zuletzt auch, weil man selbst jeden tag von vielen anderen, wesentlich grundlegenderen "spielregeln" des zusammenlebens profitiert; also zu diesem nächsten schritt, einem moment der selbstreflexion, haben ganz viele menschen dann aber keine lust(?) mehr - und so hängen sie sich schnell an solche "freiheit-lichen" gruppierungen/figuren. sie verwechseln
freiheit mit
radikaler ichbezogenheit, und diese hat seit trump hochsaison: vielzuviele menschen haben den sinn dafür, wann sie gefordert sind, zum wohlergehen (auch nicht persönlich bekannter) anderer zu handeln, dadurch verloren bzw. stark verkümmern lassen (nicht erst seit trump, aber durch ihn nur befeuert, scheinbar moralisch legitimiert).
sich an geforderte maßnahmen zu halten und gleichzeitig kritisch nachzufragen schließt sich für mich nicht aus. das eine tut man aus rücksicht auf das gemeinwohl (im falle von corona ist das aktuell nichts geringeres als die stabilität unserer landesweiten intensivmedizinischen versorgung - wie spätestens jetzt hoffentlich doch alle erkennen), das andere tut man, wenn fragen zur thematik einem keine ruhe lassen. wem man dabei glauben schenkt und warum genau, muss jeder selbst entscheiden.
ich bin überzeugt davon, dass man - ganz generell - am ehesten zu einem brauchbaren gesamtbild einer thematik kommt (sofern man das denn auch möchte), wenn man im prozess des sich-informierens immer wieder sozusagen die seiten wechselt. wer von vornherein nur seinen eigenen vorgefassten standpunkt mit zähnen und klauen verteidigen möchte, wer nicht auch mal bereit ist, eine andere perspektive ernsthaft in betracht zu ziehen, braucht sich gar nicht erst an die recherche zu machen, denn derjenige ist in seiner emotionalen voreingenommenheit gefangen und wird ohnehin alles ausklammern, was nicht zu seiner von anfang an emotional determinierten sichtweise passt.
eine überlastung der intensivmedizinischen versorgung hierzulande bedeutet eine ganz konkrete lebensgefahr nicht nur für alle schwer an covid19 erkrankten, sondern bekanntlich auch für alle anderen medizinischen notfälle, die eine solche versorgung brauchen. die rücksichtnahme auf diese rund 20% (auch nicht nix!) schwer bis tödlich verlaufenden fälle - sowie alle diese anderen, "normalen", alltäglichen notfälle - sollte uns, wie ich finde, mit all diesen behandlungsbedürftigen solidarisch sein lassen, wenn wir die (natürlich auch mich nervende) maske vor'm supermarkt etc. aufsetzen. und ja, auch wenn wir momentan unsere kontakte reduzieren. das zB geht mir persönlich ganz schlimm gegen den strich, ich kämpfe sehr mit dieser abgeschiedenheit, aber mir leuchtet der sinn und zweck ein (dazu braucht man kein fan dieser regierung zu sein). und ich bin überzeugt, das dauert jetzt nimmer ewig lang.
den bullshit vom "killervirus" braucht man ja keineswegs zu glauben, um jetzt für a zeitl noch eine gewisse vorsicht an den tag zu legen. es genügt, anzuerkennen, dass covid19 ein sehr tückisches virus ist; an dem - wie schon DSK richtig schrieb - nicht die menschheit zugrunde gehen wird, welches aber, zur saisonalen grippe und allem anderen alltäglichen momentan
zeitgleich hinzukommend (und nur das ist aktuell das drängendste problem), die gesundheitssysteme weltweit an seine grenzen bringt, solange es keine impfung dagegen gibt.
nachbar italien hat uns - drastisch, dramatisch - vor augen geführt, wie es auch laufen kann; aber die vom präventionsparadox leider anscheinend bis unter'n scheitel durchtränkten herren&frauen österreicher sehen das im fernsehen und sagen dazu: "aber bei uns war gar nix/ich habs nicht gehabt, also kanns nicht so schlimm sein!"
und nein, auch die impfung ist kein allheilmittel, und ja, die pharmaindustrie wird mächtig daran verdienen; alles nichts sensationell neues. aber mit der impfung wird jedenfalls, davon gehe ich aus, ein gehöriges stück normalität und damit nach und nach entspannung einkehren - so wie bei jeder durch impfungen (einigermaßen) niedergerungenen infektionskrankheit.
und nein, ich bin kein pharmabediensteter. im gegenteil ist mein berufsstand derzeit sozusagen auf der liste der bedrohten tierarten. und auch ich bange mit vielen kleinen betrieben mit. es ist scheiße, ohne zweifel.
nebenbei bemerkt: exakt auch diese vielgesichtigkeit einer lage, die dadurch auftauchenden widersprüchlichkeiten in einem selbst, sind uns erwachsenen, reflexionsbefähigten menschen zumutbar. man kann, ja ich finde, man
soll sowas aushalten. und es soll kein aushalten sein, sondern vielmehr ein zulassen - dann wird es geradezu zur erleichterung. ich hege - vielerorts und immer wieder - den verdacht, dass viele menschen es sich selbst nicht erlauben wollen, zu einem großen thema
keinen eindeutigen, bis zum allerletzten durchfechtbaren standpunkt zu vertreten - vermutlich, weil sie fürchten, das als schwäche ausgelegt zu bekommen. und klar, der medial so eindrucksvoll daherpolternde typus eines trump, der archetypische "starke mann", lebt exakt das gegenteil von differenzierung, vom konstruktiven umgang mit widersprüchlichkeiten, vor: alles ist eindimensional zu betrachten, alles schwarz/weiß, etwas ist entweder brandgefährlich oder scheißegal, etwas ist entweder gut oder böse, you are my friend or my enemy. diese infantile brachialisierung ist, sobald mal zur politisch "progressiven" marke erhoben, das ende jedes zivilisierten diskurses - und damit immens gefährlich für die globale politische entwicklung in einer zeit, die aufgrund ihrer informationstechnischen errungenschaften eine der aufgeklärtesten, geistig sowie produktiv innovativsten sein könnte.
will sagen: eine breiter gefasste gesamtschau lohnt sich immer, und zwar umso mehr, je komplexer die materie ist.
zum aktuellen zeitpunkt, genau in diesen tagen jetzt, erscheint es mir jedenfalls nur zynisch und undurchdacht, aus protest gegen "die da oben" - sei es die regierung, die pharmaindustrie, wer auch immer - schutzmaßnahmen nicht mitzutragen, denn davon kriegt etwa kein einziger pharma-heini weniger kohle. dadurch steigt momentan nur die wahrscheinlichkeit, dass menschen sterben, die nicht sterben müssten. und da will ich nicht falsch verstanden werden: so sehr es unabdingbar notwendig ist, diesen instanzen - sowie allen anderen mit einer derartigen fülle an macht ausgestatteten - als starke zivilgesellschaft auf die finger zu schauen und fundierte kritik zu äußern, eben so sehr gilt es auch, genauestens im auge zu behalten, wen man, zu bestimmten zeitpunkten, mit einer in handlungen bzw. handlungsunterlassungen ausgedrückten protesthaltung tatsächlich trifft.