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 Betreff des Beitrags: Charade G10 die 1.
BeitragVerfasst: 18.01.2012, 00:57:55 
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Oberphorist
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Manch einer der eine Lieblingsmarke hat kommt irgendwann auf die Idee einen Oldtimer „seiner“ Marke wieder ins Leben zu holen.

Alle texte sind von 2006....

Jetzt kommt’s dann nur darauf an wie viel Zeit man in die suche nach einem geeigneten Objekt vergehen lässt, bzw. wie schnell man etwas findet wenn die Entscheidung einmal gefallen ist. In meinem Fall war’s eher Zufall als echtes suchen, ein Freund aus Deutschland hat im Daihatsu Forum den Link zu einer Ebay Auktion gepostet indem ein Daihatsu Charade G10 aus Wien zu haben sei. Da habe ich dann nicht lange gefackelt da der Wunsch nach einem Oldie schon länger in meinem Kopf war.

Zum Thema selten: Der Charade G10 wurde gesamt von 1977 bis 1983 gebaut. Von 1981 bis 1983 ist es die sogenannte "Facelift Version". In Deutschland wird das sehr schön unterschieden. Da gibts ja diese "Schlüssel zu 2 und 3" wobei 2 den Hersteller angibt (7111 für Daihatsu) und "zu 3" ist es 301 für das Modell von 1979 bis 1981 mit den runden Scheinwerfern und 303 für das Modell das ich habe für die Modelle von 81 bis 83.

Vom 301 gibt es in Deutschland 22 Fahrzeuge (laut KBA)
und vom 303 gibts in Deutschland 43 Fahrzeuge

Bei uns in Österreich sind beide zusammengefasst und es gab er 31.12.2005 nur noch 13 Fahrzeuge.....

Vor einiger Zeit hatte ich mit dem 1. Besitzer meines G10 Charade gesprochen, er hat sich ur gefreut dass es den kleinen noch gibt und er hatte nie ein Problem damit und er hatte ihn über 10 Jahre, es war ein Ing. aus Wien.

Und dann habe ich noch die letzte eingetragene Besitzerin des Charade angerufen.

Vom ebay Verkäufer wurde der Charade ja so angeboten als wäre eine 80 jährige Oma damit gefahren...

Die gute Frau war total überrascht, hatte sie doch den Charade bei einem zum VERSCHROTTEN abgegeben.

Demzufolge war die Überraschung natürlich sehr groß als ich sie angerufen hatte um ihr zu sagen dass ich ihren ehemaligen Charade bei ebay gekauft hatte!

Gefahren ist übrigens die Tochter mit dem Charade und sie hat ihn immer von ganzen Herzen geliebt den kleinen, die sich übrigens waaaaaaahnisinnig freut dass der kleinen nun doch nicht in der Presse gelandet ist und sie hat auch gleich fragen lassen ob sie den kleinen noch mal sehen darf!

LOGISCH, ich freue mich wenn der kleine lieb gehabt wird!

Ich freue mich wahnsinnig dass der Kontakt wirklich so nett ist!


Die Mutter möchte auch mehr über den Verkäufer erfahren und wie der in Zusammenhang mit dem Händler steht.


Die letzte Vorbesitzerin hat den Charade geschenkt bekommen vor 5 Jahren und hat ihn jetzt auch gratis "zum verschrotten" abgegeben.

Der Grund warum sie ihn hergegeben hat war übrigens das auch bei mir aufgetauchte Problem mit dem "nicht drehenden Starter" wo sich im Nachhinein rausgestellt hat dass das nur ein loser Steckerkontakt zum Starter war...

Wenn er wieder in gutem zustand ist und neu Lackiert ist dann werde ich mal ein Gruppenfoto mit allen Vorbesitzern machen, denke es würden alle kommen so wie das bis jetzt aussieht! :)

ich hab ihn lieb den kleinen :)


Diejenigen die ORF empfangen können und die sich die neue Serie "Trautmann" ansehen (das ist der Polizist aus dem Kaisermühlen Blue's)können finden dort in der 1. folge in einer Rückblende fährt die Mutter des Opfers mit meinem Charade. :D

Hat jemand die Möglichkeit das in digitaler form zu bekommen sobald es ausgestrahlt ist??



die ERSTE folge der neuen Serie (Trautmann) mit dem Namen "Trautmann - Die Hanno-Herz-Story"

Heute wurde mir durch die Mutter von der Tochter ausgerichtet das ich NICHT verrückt sei, im Gegenteil sie würde sich Seeeeeeeeeehr freuen dass sich jemand gefunden hat für diesen Charade AUCH lieb hat !

Von der Vorbesitzerin habe ich folgendes erfahren:

Sie hat mit dem ebay Verkäufer gesprochen, ER (der ebay Verkäufer) hat den Wagen von einem Bekannten (einem Ford Händler) In Wien angeboten bekommen, er hat den Wagen von ihm für 10,- Euro gekauft.

Danach hat er ein Angebot bekommen für die besagte Filmrolle.

DANACH wurde er dem Hr. Düringer (bekannt vielen von Benzinbrüdern oder Hinterholz angeboten der ja bekanntlich japanische Autos sammelt, aber eben ausschließlich nur 3 Türige! (mein Glück)

So kam er dann eben bei ebay unter den Hammer....



Im Fall des Charade G10 gab’s in Österreich ja noch nicht einmal eine Daihatsu Vertretung. Es gab nur die Firma "Hans Heller" die einige Daihatsus im portiert und verkauft hat.... (auch deswegen gibt bei Daihatsu Deutschland kaum Unterlagen über den G10).
Und das hier waren die Bilder von ebay:

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Die ersten Fotos die ich von dem G10 gemacht habe beim Abholen sehen so aus: (hab einfach die Werkstattkennzeichen draufgegeben und bin nach Hause gefahren damit)

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Danach begann ich den Motor, der aus ALLEN Öffnungen begonnen hatte Öl zu verlieren zu überholen, angefangen mit dem ZK.

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VORHER

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Nachher


Danach an die Kolbenringe und Pleuel / Hauptlager
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Achtet mal auf die Pleuellager im ganz rechten Kolben...
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Ist er nicht süß klein??? :)


Der Motorblock ist fertig, er war beim hohnen....

Die Bohrung war vorher 76,02mm und ist jetzt 76,07mm
Danach habe ich alles wieder zusammengebaut mit neuen Kolbenringen, Pleuellagern, neue Hauptlager, alle Dichtungen getauscht usw. und der Motor steht nun einbaufertig bereit, eingebaut selbst wird er logischerweise erst nach der Lackierung...


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Kein einziges Stromkabel ist mehr da...

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KEIN Rost, das ist 25 Jahre altes Hohlraumschutzwachs :D

BildKEIN Rost, nur altes Wachs :D


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KEIN Rost, das ist 25 Jahre altes Hohlraumschutzwachs :D


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Da ist ein bisschen Rost, das ist die Spritzwand innen, da scheint die Karosseriedichtmasse nicht mehr ganz mitgespielt zu haben, das wird ausgebessert...


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Der nächste der kommt und sagt dass der G10 keine Elektrik hätte den erschlag ich eigens mit diesem Kabelbaum ;) *gggg*

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Auch auf der anderen Seite der Spritzwand (Beifahrerseite) hat sich die Karosseriedichtmasse vertschüsst, kleinigkeit wenn man das JETZT behebt, blöd wenn man das erst in ein paar Jahren überprüft. Denn normalerweise sieht man diese Stelle nicht da sie von einer dicken Lärmschutzmatte verdeckt wird.

Genau deswegen wollte ich auch alles zerlegen damit ich auch die kleinsten Rostnester finde und bearbeite ;)







Hab heute wieder ein bisschen gearbeitet am kleinen.

Bis zum schleifen bin ich jetzt quasi arbeitslos da ich so nicht mehr viel machen kann (Fahrwerk kommt DANN erst raus wenn er geschliffen wird).

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In diesem Hohlraum habe ich Rost gefunden, von innen sieht das so aus...
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PS: DANACH kommt auf jeden Fall eine DICKE schicht Hohlraumschutzwachs rein!




Heute (erster Tag von 10 Urlaubstagen :D ) habe ich die Windschutzscheibe ausgebaut, den Dachhimmel entfernt und die Querträger komplett samt Stabi ausgebaut und begonnen ein wenig die kanten zu schleifen....

Hier die Fotos von heute.

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Das was in den Radläufen zu sehen ist die Grundierung weil der Unterbodenschutz einfach abblättert, das schöne aber dass darunter kein bisschen rost ist.


Auch heute ging es weiter beim G10 :D

Zuerst habe ich den Rahmen der Windschutzscheibe mit dem Winkelschleifer komplett frei von Lack und vor allem von der Dichtungsmasse befreit und anschließend mit Zinkspray nachbehandelt damit bis zum Lackierer nichts "passiert".

Dann habe ich kleinere und größere Stellen (wie z.B. den Luftkasten) geschliffen und wiederum mit Zinkspray nachbehandelt.

Dann rausgestellt, das Auto hochgestellt und den Unterboden ORDENTLICH mit dem Hochdruckreiniger gereinigt und losen Unterbodenschutz entfernt....
(das sah ZIEMLICH schräg aus *ggg*).

Den Innenraum habe ich auch ausgespült und den Hohlraum links und rechts im Kofferraum "entwässert".

Danach habe ich 2 Türen komplett zerlegt und auch schon mal die neue Fahrertüre (das ist die schwarze) aufgehängt um morgen daran die Scharniere zu befestigen .

Morgen kommt dann aus der Heckklappe die Scheibe raus, die letzte Türe zerlegt und die Radläufe hinten ausgeschliffen, Unterbodenschutz angebracht und eventuell der Träger geschweißt. Mal sehen wie weit ich morgen komme ;)


Anbei die Fotos von heute....


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SO EINE AFFENHITZE, da kann ja kein Mensch vernünftig arbeiten.... 33-34 Grad heute, da ging echt nicht viel, 10 - 15 Minuten arbeiten und 45 Minuten entspannen und den Schweiß loswerden.....

An der Motorhaube habe ich an den Innenkanten die ab Werk angebrachte Karosseriedichtmasse rausgekratzt, dann mit Winkelschleifer und Drahtbürste selbige Reste entfernt, Zinkspray drüber und trocknen lassen.

Dann haben wir das Auto hochkant aufgestellt um besser an beide Hauptträger zu kommen, das ganze sah etwa so aus:

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Der Rost wurde an BEIDEN Seiten schon einmal behandelt und geschweißt, rechts wusste ich es ja schon, aber links war mir komplett neu....

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rechter Hauptträger
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linker Hauptträger
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Linker Hauptträger
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rechter Hauptträger



Was mich dabei fast schon erschreckt hat war dass auch der linke Hauptträger ziemlich angegriffen war, da ich aber die Kamera bei meinem Vater vergessen habe.

Das Hauptproblem ist dass diese beiden Träger eigentlich von Haus aus zum Rosten "aufgefordert" wurden da das 2 Bleche sind die ineinander verschachtelt sind und übereinander liegen und da ist Rost eigentlich vorprogrammiert.

Wir haben heute das Problem so gelöst dass wir den Rost komplett ausgeschnitten haben und ein 2mm Blech stattdessen eingeschweißt haben (original sind 2 0,6mm Bleche verbaut). Das heißt das kranke blech Rauschneiden, das neue Blech einsetzen und Stoss an Stoss eingeschweißt.

Ich habe dann mit dem Winkelschleifer die Schweißnähte verschliffen sodass diese komplett eben sind.

Danach wird alles komplett glatt geschliffen noch mal extra, Zinkspray drüber und in den Träger kommt dann Hohlraumwachs.


Morgen gibts dann auch die Fotos von heute und morgen.



HEUTE, am 2.August 2006 ist es soweit, von JETZT an wird nichts mehr repariert sondern NUR noch zusammengebaut. Ich habe heute den "null-punkt" überschritten, wie gesagt, heute wurden ALLE noch offenen Reparaturen (Schweißarbeiten in diesem Fall) abgeschlossen.

Morgen schon kommt er zum Lackierer und er wird wohl ende nächster Woche von selbigem zurück kommen....

Hier mal ein paar Fotos von heute.

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Wie ihr seht haben wir an den beiden Hauptträgern 2 Rollen angeschweißt damit der Charade beim Lackierer hin und her bewegt werden kann.

Die Roststellen WAREN absolut NICHT gefährlich oder haben die Stabilität beeinflusst da hier wie schon gestern erwähnt 2 bleche übereinander liegen und zumeist nur das obere angerostet war. Das hätte auch noch 10 Jahre so gehalten, aber hätte halt blöd ausgesehen....

Ich weiß nicht ob ich mich heute freuen soll oder ob ich traurig sein soll dass ich nichts mehr selbst am Charade machen kann.

Grund: Wir haben ihn heute zum Lackierer gebracht, jetzt muss ich warten bis er von dort zurückkommt. VIELLEICHT wird er ende nächster Woche fertig, aber auch möglich dass er erst ende August fertig wird....



Hier mal die Fotos von heute....

PS: von vorne sieht es jetzt so aus als hätte er einen "bösen Blick" findet ihr nicht? :)

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Oh mann......

Heute erhielten wir einen Anruf vom lackierer. Er bat uns so bald wie möglich bei ihm vorbei zu kommen, er müsse uns etwas zeigen.....

Der lackierer hat JEDE einzelene delle mit gelber Kreide eingekreist.......

Doch seht euch selbst mal die Bilder an.....


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SO, und nachdem ihr jetzt das malheur seht kam die hiobsbotschaft vom Lackierer.
Er meinte bei DER großen Anzahl an Dellen kann er unmöglich den Preis halten :(

Er weiß noch nicht genau wieviel, aber es wird irgendwo bei 3.500,- Euro liegen. Somit wird der lackierer alle bei mir noch vorhandenen Resourcen und darüber hinaus aufbrauchen. :(

Ich hätte nie gedacht dass es wirklich SO teuer werden könnte beim lackierer.

Wir haben übrigens auch die ungarischen Lackierer abgeklappert vorher, aber auch dort hat man sich mittlerweile an das Österreichische Preisniveau angepasst (lackierung EINES Kotflügel 400,- Euro!!!).

Von daher muß ich eh noch froh so "billig" davon zu kommen....



Voller vorfreude war ich heute "zufällig" beim lackierer, sollte es doch so sein dass mein Auto heute oder spätestens am Montag fertig sein....

Dachte ich zumindest.....


Doch seht selbst.

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Aufgrund des spezial (fix) Preises kann/darf ich nicht mal motzen..... ZUMINDEST solange das Endergebnis vollends überzeugt, und WEHE da passt irgendwas nicht.


Gründe für die verzögerung lt. Lackierer:

x) Zu viele dellen
x) Wegen des Preises muss er MEIN Auto zurückstellen und macht immer dann was "wenn gerade zeit ist"
x) einer seiner Lackierer war nach der 1 Woche Betriebsurlaub krank, er HOFFT" dass dieser nächsten Montag kommt

Ihr könnt euch wahrscheinlich denken was ich für einen Hals hatte im ersten Moment, aber dann dachte ich mir, okay, so hab ich eine Woche Urlaub mit meinem Weibchen :)




Ich war heute zufällig in der nähe des Lackierers und dachte mir ich schau mal rein...

SOOOOOOO GENIAL

Also das ganze Auto sieht soooooo geil aus jetzt... EIN TRAUM!!!
Die Türen und Kleinteile kommen noch, aber das was ich bis jetzt gesehen habe sieht echt schon HAMMERGEIL aus...

Aber seht selbst....




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Ach ja, hier die "restlichen" teile die noch nicht lackiert sind.

Die Motorhaube habe ich leider nicht entdecken können, aber egal, jetzt spielt der Zeotrum kaum mehr eine Rolle, ich denke es wird wohl noch 2 Wochen oder so dauern bis ich ihn endgültig bekomme. Aber er ist soooooo schön geworden...

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Ja, ich hab ihn schon bei meinem Vater stehen, habs aber auch erst gesehen als er auf der Hebebühne war :(

Mal schauen was der Lackierer dazu sagt.

*UFF* hab heute wieder von 9h bis 13:30 am G10 gearbeitet. Jetzt steht er endlich wieder auf eigenen "Füßen"!

Seht ihr die wunderschönen Schrauben? ;) Das sind die die ich habe gelbverzinken lassen, des weiteren seht ihr abgeklebte türen und den neuen Hohlraumschutz (Wachs). Abgeklebt habe ich damit das Wachs nicht auf den normalen außenlack kommt.

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Hier noch ein paar "fertig Fotos" :)


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 Betreff des Beitrags: Re: Charade G10 die 1.
BeitragVerfasst: 23.01.2012, 22:43:01 
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Danke Rainer, ich schaue mir deine restogeschichte immer wieder gerne an. Vor dem Einschlafen, am Klo und auch anderswann!

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Ich komme aus Vulgarien.


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 Betreff des Beitrags: Re: Charade G10 die 1.
BeitragVerfasst: 23.01.2012, 22:46:06 
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@rainer...respekt....
sehr geile gschicht...
(auch wenn ich mit einem spliff nicht auskomm, um den fred durchzulesen)

ich finds geil was du da auf die räder gestellt hast...

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manchmal bist du der hund......und manchmal bist du der baum.....


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 Betreff des Beitrags: Re: Charade G10 die 1.
BeitragVerfasst: 23.01.2012, 23:20:12 
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@oTher DANKE :)

Ich gelobe es beim roten besser zu machen (und noch einen ordentlichen Tick genauer).


mrlatin hat geschrieben:
Danke Rainer, ich schaue mir deine restogeschichte immer wieder gerne an. Vor dem Einschlafen, am Klo und auch anderswann!


na schau, freu mit doch wenn du diesen Thread auch für irgendwas gut findest :)


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 Betreff des Beitrags: Re: Charade G10 die 1.
BeitragVerfasst: 24.01.2012, 11:12:47 
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sehr schön gemacht, kompliment!

die vorher-nachher bilder vom zylinderkopf find ich sehr orgasmisch.. ranz-zu-glanz is immer schön.

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Raucher-Kinder erben früher.


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 Betreff des Beitrags: Re: Charade G10 die 1.
BeitragVerfasst: 15.06.2012, 10:11:36 
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So jetzt wieder für längere Zeit ruhe vor dem Pickerl...

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Der beim letzten Pickerl (2009) meinte nämlich fix er müsse das aktuelle Monat der überprüfung als neues Endmonat eintragen, also war das alte Pickerl bis 03/2012.... Ein Pickerl mit 09/2012 kann "normalerweise" frühestens im August 2012 gemacht werden können.


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 Betreff des Beitrags: Re: Charade G10 die 1.
BeitragVerfasst: 14.09.2012, 09:23:50 
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Ist ja jetzt schon 6 Jahre her dass ich meinen G10 restauriert habe und aufgrund der vielen KM die ich inzwischen gefahren bin hat sich auch so manches am Motor "abgelegt" was ich so nicht haben mag.

und da wir das Projekt mit dem 2. G10 abgebrochen haben sind jetzt eben die Ressourcen frei um mich wieder dem blauen zu widmen... :)

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Das Getriebe ist das aus dem goldenen. Bei dem das ich aktuell drinnen habe, das ist aus dem roten, hat auf der Deutschlandreise an die Ostsee das Diff angefangen zu "singen", es ist wohl doch zu lange nicht benutzt worden (stand seit 1994).


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 Betreff des Beitrags: Re: Charade G10 die 1.
BeitragVerfasst: 14.09.2012, 10:04:35 
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Und wieder Tschickpackeln.
Da weiß ich wieder die Welt is soweit eh i.O.

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დაიჭირეს! თქვენ რეალურად აიღო უბედურება თარგმნა, რომ. ძალიან კარგი!

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 Betreff des Beitrags: Re: Charade G10 die 1.
BeitragVerfasst: 14.09.2012, 10:23:01 
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Rückspiegel hat geschrieben:
Und wieder Tschickpackeln.
Da weiß ich wieder die Welt is soweit eh i.O.


:?: :?: :?:


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 Betreff des Beitrags: Re: Charade G10 die 1.
BeitragVerfasst: 23.09.2012, 19:45:39 
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Some news...

Mit der elektrischen Drahtbürste gereinigt, mit Bremsenreiniger gesäubert Zinkspray als Grundlage und darüber Silberner Lack... :)


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 Betreff des Beitrags: Re: Charade G10 die 1.
BeitragVerfasst: 04.11.2012, 12:53:16 
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Auch im Winter gibts keine ruhe für den alten ;)

Wir haben uns dazu entschlossen den Motor komplett neu aufzubauen, aber nicht weil der jetzige schlecht läuft sondern einfach deswegen weil's schön und nahezu perfekt sein soll. Im aktuellen Block ist ja eine Kurbelwele vom G100 Charade drinnen (nach-nachfolger) und weil die auf der einen seite zum Simmering hin größer ist vom Durchmesser haben wir damals die Abdeckung anpassen müssen und genau da saftelts jetzt ein bissal.

Und das Dach wird auch neu lackiert damit der ewig schandfech dann endlich auch weg ist.

Die arbeiten gestern waren lediglich zum vorbereiten und das Abschmieren nur für die neuen Traggelenke die ja jetzt immer abgeschmiert werden müssen da sie keine Kunststoffbuchsen innen haben sondern gehärteten Stahl.

Dann noch die Bremse überarbeiten (optisch, mechanisch ist sie einwandfrei), die vorderen, inneren Türverkleidungen instand setzen (die Trägerplatte tauschen gegen die vom roten G10 tauschen, da ist die verkleidung schön, aber das Holz darunter hinüber, in den aktuellen ist links auch das Holz hinüber und in beiden Löcher für Lautsprecher vom Vorbesitzer drinnen.


Dateianhänge:
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 Betreff des Beitrags: Re: Charade G10 die 1.
BeitragVerfasst: 04.11.2012, 13:43:14 
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Wenn man im Winter in eine missliche Lage gerät, weil es beispielsweise früher dunkel wird als gedacht, Schneetreiben einsetzt oder man den Weg verloren hat, gibt es zwei Möglichkeiten. Ist damit zu rechnen, dass man in absehbarer Zeit gefunden und gerettet wird, vergräbt man sich im Schnee und wartet ab. Kennt man dagegen den Weg zur nächsten Unterkunft und ist ein Rettungseinsatz vorerst nicht zu erwarten, sollte man in Bewegung bleiben. Die Frage, was zu tun ist, wenn beides nicht zutrifft, wird in der Literatur höflich ausgespart. Ich habe mich daher für einen Kompromiss entschieden. Meine Art der Fortbewegung ähnelt ein wenig der eines Maulwurfs oder, wie ich mir vorstelle, der eines Menschen, der versucht, die Erde unter sich zu drehen. Ob ich mich bewege oder ob sich der Untergrund relativ zu mir bewegt – das Ergebnis ist in beiden Fällen dasselbe: Ich komme ans Ziel. Letztlich würde sogar die Bewegung der Erde durch das All genügen, den Ort, an dem ich mich befinde, wieder in eine sommerliche Klimazone hineinzubefördern. Aber so lange kann ich nicht warten.

Meine punktförmige Existenz wird nicht von allein mit einem warmen Ort zusammenfallen. Ich muss mich bemühen, vom Punkt zur Linie zu werden, denn jede Linie schneidet jede andere Linie früher oder später. Für meine Zwecke ist es sogar recht günstig, dass meine verschiedenen Ziele so statischer Natur sind, denn, wie ich Anne vergeblich beizubringen versucht habe: Wenn man einander aus den Augen verliert, dürfen sich nicht beide gleichzeitig auf die Suche machen. Die rettende Berghütte wird nicht zu mir kommen, aber sie läuft auch nicht weg. Das ist ihre entscheidende Eigenschaft, die ich mir hier zunutze mache.








Huxley äußert sich ausführlich darüber, wie viel besser der Mensch doch beraten wäre, still zu Hause zu sitzen. Was dabei an Nützlichem ungetan bleibe, werde mehr als aufgewogen durch die vielen sinnlosen und schädlichen Handlungen, die vermieden würden. Heute bin ich geneigt, ihm Recht zu geben. Eindeutig haben wir hier eine falsche Abzweigung eingeschlagen, aber ob sie nur wenige Stunden zurückliegt, einen halben Tag oder ein halbes Leben, kann ich nicht sagen. Wir hätten nach Berlin weiterfahren können und wären gestern Nachmittag dort angekommen. Wir hätten uns mit einer flüchtigen Ortsbesichtigung begnügen können, ohne auch nur das Auto zu verlassen. Ich hätte Annes Vorschlag Widerstand leisten können. Eine Reihe winziger Entscheidungen hat dazu geführt, dass ich jetzt hier durch den Schnee krieche.

In Berlin wird sicher nicht vor Neujahr auffallen, dass wir nicht zurückgekehrt sind; vielleicht auch erst am zweiten oder dritten Januar. Und hier hinterlassen zwei Ortsfremde, die einander im Supermarkt seltsame Markennamen vorlesen, um dann einige Keksriegel und eine Flasche Kofila zu kaufen, mit Sicherheit einen so bleibenden Eindruck wie fallende Schneeflocken. Mit Suchmannschaften mit Taschenlampen, Sprechfunkgeräten und kompetenten Hunden ist jedenfalls bis auf Weiteres nicht zu rechnen. Es ist vermutlich besser so, denn ich kenne die peinlichen Folgen solcher Bergungsaktionen. Statt Mitgefühl wird dem Geretteten ein schlampig formulierter Beitrag in irgendeiner Mitgliederzeitschrift zuteil, in dem von Leichtsinn, mangelnder Vorbereitung und unzureichender Ausrüstung die Rede ist. Wer sich aus eigener Kraft zurück in den Schoß der Zivilisation rettet, dem verzeiht man gern, dass er sich aus freien Stücken in die Situation begeben hat, die eine Rettung erst nötig machte. Den Bericht über seine Strapazen verfasst er selbst. Es steht ihm frei, sich humorvoll, aber doch geläutert zu den eigenen Versäumnissen zu äußern und sein Verhalten in schwieriger Lage im günstigsten Licht darzustellen. Bis dahin kann ich mir eine weniger naheliegende Metapher ohne Schneeflocken zurechtlegen, um einen Sachverhalt zu illustrieren, der mir jetzt wieder entfallen ist. Anne werde ich dabei nicht erwähnen. Man soll in solchen Berichten nicht andere für das eigene Schicksal verantwortlich machen. Nicht einmal dann, wenn sie tatsächlich durch ihre mangelnde Weitsicht das ganze Unheil heraufbeschworen haben. Verirrte Kleinkinder haben bessere Überlebenschancen als Erwachsene, denn es fehlt ihnen an der Phantasie, die nötig wäre, um den Ernst ihrer Lage zu begreifen. Sie machen weder schlechte noch gute Pläne, sie laufen nicht tagelang in die falsche Richtung, und weil sie nicht wissen, dass sie bereits tot sind, bleiben sie am Leben. Aus demselben Grund lassen sie auch erfroren oder ertrunken noch nach Stunden wiederbeleben. Ihr Spatzengehirn bemerkt das Fehlen von Sauerstoff gar nicht erst. Am größten ist die Gefahr dagegen, wenn man sich zwischen dem sechsten und zwölften Lebensjahr verirrt. Man ist alt genug, um einen Plan zu fassen, aber noch zu jung, um einen durchdachten von einem ungenügenden Plan zu unterscheiden. Wenn ich sterbe, nimmt dieses ganze Wissen die Form eines nutzlosen, gefrorenen Eiweißklumpens an. Im Frühjahr irgendeines Jahres kann man meine Leiche unten im Tal aus dem Gletscher schmelzen sehen. Aber ich werde natürlich nicht sterben, und es gibt hier auch gar keinen Gletscher. Nicht zu wissen, wo man sich relativ zu anderen Punkten aufhält, ist keine Todesursache. Verwirrung ist eine Todesursache. Aber ich bin, wenn schon nicht körperlich, so doch geistig orientiert, und ein kleines rotes Dreieck markiert meinen Standort: Sie befinden sich hier.

Unten am Parkplatz hatte unser Weg beschildert und befestigt seinen Anfang genommen. Vom Wind aufgewirbelte Schneekristalle leuchteten in Spektralfarben. Der Weg verlor sich schon ein oder zwei Stunden später, oder vielleicht waren auch wir es, die den Weg verloren. Die Natur hatte ihn ausgelegt wie eine klebrige Zunge, und wir waren ihr auf den Leim gegangen. Aber wir dürfen ihr keinen bösen Willen unterstellen. Unser Überleben könnte der Natur kaum gleichgültiger sein, das wird in solchen Situationen schmerzlich spürbar. Wie das Desinteresse eines Menschen, von dem man geliebt werden möchte, muss man ihre Gleichgültigkeit stoisch ertragen. Die Zeit arbeitet für mich.

Verirrte sterben häufig bereits in der ersten Nacht im Freien, obwohl sie, gemessen an ihrer Ausrüstung und körperlichen Konstitution, in der Lage sein müssten, mindestens einige Tage zu überleben. Nicht Kälte oder Erschöpfung werden ihnen zum Verhängnis, sondern Verzweiflung und schlechte Planung. Aber ich habe in der letzten Nacht bereits unter Beweis gestellt, dass ich nicht aus Enttäuschung über das mangelnde Mitgefühl der Natur zu versterben gedenke. Es war eine lange Wartepause im Windschatten eines Felsblocks, an die ich mich jetzt kaum noch erinnere, ähnlich, wie man sich an einen überstandenen Schmerz nur abstrakt und undeutlich erinnert. Alles eine Frage der Selbstbeherrschung, der richtigen Einstellung. Natürlich ist es wichtig, den Verstand, der wie ein Hund lieber hierhin und dorthin streunen möchte, an die kurze Leine zu nehmen und nicht zuzulassen, dass er Schemen nachjagt. Abenteuerbücher für leichtgläubige Leser berichten immer wieder von schattenhaften Begleitern, mit denen die durch Kälte oder Einsamkeit verwirrten Wanderer ihren Proviant zu teilen versuchen. Tatsächlich habe ich genau zwei Erwähnungen dieses Phänomens in zuverlässigen Quellen gefunden, nämlich in einer berühmten Bergsteigerbiografie, an deren Titel ich mich gerade nicht erinnern kann, und in einem Bericht Amundsens über seine Überquerung der Gletscher Südgeorgiens. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob da nicht irgendeine Verwechslung mit Nansen vorliegt. Abgesehen von diesen kleineren Gedächtnisausfällen bin ich bei klarem Verstand und stelle statt der Anwesenheit eines Dritten vielmehr die Abwesenheit einer Zweiten fest. Anne ist nicht mehr da. Ich komme sehr gut ohne sie zurecht, besser sogar. Ich hätte sie gar nicht erst mitnehmen sollen, das wäre am besten gewesen. Ohne Anne könnte ich längst in Berlin sein, an einem gut beheizten und von Menschen für Menschen gestalteten Ort. Meine Vorfahren haben viele tausend Jahre daran gearbeitet, nicht mehr unbehaust in Kälte, Schnee und Nebel herumkriechen zu müssen – es ist mein gutes Recht, von ihren Leistungen zu profitieren. Aber ich hätte es wissen müssen, denn Anne hat in ihrem ganzen Leben keine vernünftige Karte gekauft. Situationen, in denen ein Maßstab von 1:500.000 nicht mehr ausreicht, kommen in ihrem beschränkten Weltbild nicht vor.

Immerhin profitiere ich von den Leistungen anderer insofern, als ich eine hochprofessionelle Winterjacke trage, ein wahres Wunderwerk an Wind- und Wasserdichtigkeit. Ich erinnere mich zwar nicht, was mich dazu bewogen hat, dieses für Berliner Winterverhältnisse völlig überqualifizierte Kleidungsstück zu erwerben, aber ich bin zufrieden mit meiner längst vergessenen Entscheidung. Wer eine solche Jacke hat, der braucht kein Haus. Wen kümmern ihre hässlichen rostbraunen Flecken und ihre undichten Nähte? Es ist nämlich tatsächlich so, ich habe diese Frage mittlerweile geklärt, dass manche Schneeflocken die Form kleiner weißer Federn haben, weil sie kleine weiße Federn sind.

Diese Feststellung hat mich einige Zeit gekostet, denn meine ganze Umgebung ist von irritierender Einfarbigkeit. Aber es ist nicht das strahlende Weiß der Landschaft, die gestern so anziehend wirkte. Es ist ein fahler, breiiger Ton, in dem jeder Kontrast versickert. Irgendwo unter mir muss Svat´y Petr oder Sankt Peter liegen, aber bevor ich mir Gedanken über Feinheiten der Namensgebung mache, muss ich diesen namenlosen Ort verlassen. Es ist dem Menschen nicht zuträglich, sich an Orten ohne Namen aufzuhalten. Deshalb hatten auch Entdecker nichts Eiligeres zu tun, als jede neue Landschaftsformation nach ihrer Frau oder dem deutschen Kaiser zu benennen. Eskimos haben, wie einfallslose Mitmenschen an dieser Stelle gern in die Konversation einwerfen, unzählige Wörter für Schnee. Vermutlich soll damit auf die abgestumpfte Naturwahrnehmung des Stadtbewohners hingewiesen werden. Ich habe keine Geduld mit den Nachbetern dieser banalen Behauptung. Die Eskimosprachen sind polysynthetisch, was bedeutet, dass selbst selten gebrauchte Wendungen wie ”Schnee, der auf ein rotes T-Shirt fällt“ in einem einzigen Wort zusammengefasst werden. Es ist so ermüdend, das immer wieder erklären zu müssen.

Vor meinen Augen entsteht gerade eine neue Art Schnee, nämlich Schneedurch-den-sich-ein-magerer-Hase-arbeitet. Ich hoffe für den Hasen, dass er ein bestimmtes Ziel vor Augen hat, auch wenn ich mir kaum vorstellen kann, dass sich ein solcher Energieaufwand für ein verdorrtes Stück Flechte lohnt. ähnlich schwer nachvollziehbar mag wiederum dem Hasen erscheinen, warum ich mich hier durch den Schnee wühle. Ich sage ”Hase“, dabei ist durchaus denkbar, dass es sich um ein Kaninchen handelt. Kaum jemand weiß, dass Hasen und Kaninchen nicht schwer voneinander zu unterscheiden sind; sie sind nicht einmal miteinander verwandt. Kaninchen sind Höhlenbewohner und gehören zu den Nagetieren, Hasen zu den Hasenartigen. Aber heute kann auch ich nicht sagen, um was für ein Tier es sich handelte, denn es war so weiß wie seine Umgebung, im Grunde also unsichtbar. Mit dem Verschwinden des weißen Hasenkaninchens überkommt mich ein merkwürdiges Gefühl, das ich aus meiner Kindheit kenne. Es ähnelt ein wenig dem Gefühl, eine schwere Metallkugel in der Hand zu halten, nur erstreckt es sich auf den ganzen Körper, vor allem auf der Zunge und dem Gaumen breitet sich die nicht unangenehme Empfindung aus. Es muss sich doch um ein Kaninchen gehandelt haben, denn das lateinische cuniculus bezeichnet nicht nur das Tier, sondern auch dessen Höhle, und auf diese Höhle weist das Auftauchen des Kaninchens hin, das ist mir nicht entgangen. Außerdem waren die Ohren viel zu kurz für einen Hasen. Wenn alle Richtungen gleich aussehen, ist eine so gut wie die andere, daher würde ich dem weißen Kaninchen bereitwillig folgen, wenn es nicht ohnehin in die Richtung gelaufen wäre, die mein Plan vorsieht.

Ich glaube übrigens nicht, dass es im Riesengebirge überhaupt Kaninchen gibt, die sich im Winter weiß färben. Aber das Tier machte einen ausgesprochen realen Eindruck, und ich würde hoffentlich ein besseres, weniger ungelenkes und mageres Kaninchen herbeihalluzinieren, wenn ich mir davon Aussicht auf Rettung verspräche. Aus der Tatsache, dass sich abgesehen von dem Tier in den letzten Stunden keine plausiblen Kandidaten für Halluzinationen eingestellt haben, schließe ich, dass in meinem Körper alles nach Plan läuft. Wir kommen schon zurecht, auch ohne Blendwerk. Hauptsache, man bleibt in Bewegung.

Deshalb erzeuge ich geduldig aus Schnee-der-vor-mir-liegt Schnee-derhinter-mir-liegt. Es ist alles eine Frage der Zeit und der Hingabe. Wenn ich genug Zeit hätte, könnte ich allen Schnee der Welt in Schnee-der-hinter-mirliegt verwandeln, ihn hinter mir wieder glattstreichen und jede Spur meiner Durchreise tilgen. Aber ich bin etwas in Eile, und meine Hände, willige Helfer bis vor wenigen Stunden, sträuben sich jetzt gegen mich, als hätte ich ihre Loyalität überstrapaziert. Auch zu den Füßen ist der Kontakt abgerissen, aber bei meiner Fortbewegungsart habe ich ohnehin keine Verwendung für sie. Lähmung ist hinderlich für das Bein, so steht es bei Epiktet oder Joe Simpson, aber nicht für mich. Die Beine werden selbst zusehen müssen, wie sie zurechtkommen, ich kann mich heute nicht um alles kümmern. Man kann uns kaum vorwerfen, dass wir unvorbereitet waren. Anne besaß eine Seite aus einem kostenlosen Tourismusprospekt, auf der immerhin der Anfang dessen, was wir für unseren Weg hielten, eingezeichnet war. Und ich besitze immer noch ein Digitalfoto der im Ort ausgehängten Winterwanderkarte, an dem ich mich orientieren könnte, wenn meine Kamera nicht die Angewohnheit hätte, bei niedrigen Temperaturen die Arbeit einzustellen. Natürlich müsste ich außerdem in der Lage sein, den Reißverschluss meiner Tasche zu öffnen und die Kamera zu bedienen, und schließlich scheint auch der Begriff der Orientierung eine gewisse Vorstellung von dem Punkt, an dem man sich befindet, zu beinhalten. Es ist, wie Anne zu sagen pflegt: ”Wenn wir jetzt Schinken hätten, könnten wir Rührei mit Schinken machen, wenn wir Eier hätten.“ Davon abgesehen möchte ich ungern die Handschuhe ausziehen, da der Vorgang des Handschuhausziehens zwar ein einfacher, seine Umkehrung jedoch auch dann nicht einfach ist, wenn die Hände kooperieren. Merkwürdig, dass es so viele nicht reversible Prozesse auf der Welt gibt. Bei genauerer Betrachtung stellt sich heraus, dass Umkehrbarkeit generell die Ausnahme darstellt und nicht die Regel, wie man es in einem vernünftig gestalteten Universum erwarten möchte. Die Tatsache, dass meine Finger bereits jetzt nicht mehr in der Lage sind, einen einfachen Reißverschluss zu bedienen, gibt mir jedenfalls zu denken. Ich weiß über Erfrierungen Bescheid, und es ist ohne weiteres möglich, dass sich mir diese Fähigkeit nicht nur heute, sondern für immer entzieht. Verschließt, bin ich versucht zu sagen. Ich werde mir vorsorglich eine Antwort auf die Frage nach fehlenden Fingern oder Fingergliedern zurechtlegen, eine Antwort, die nichts mit Annes habitueller Verkennung von Gefahrensituationen zu tun hat. Hätte ich in meiner unzugänglichen Tasche statt einer Digitalkamera einen Handwärmer, könnte man später immerhin Catch-22-Probleme im Alltag erörtern. Ich glaube, ich werde einen Handwärmer hinzuerfinden.

Mein eigener Großvater ist nach Kriegsende wochenlang nachts durch Tschechien gewandert, um in amerikanische Kriegsgefangenschaft zu gelangen. Ich bezweifle, dass ihm besseres Kartenmaterial zur Verfügung stand als unsere Gratis-Wanderkarte, zudem war es ja dunkel. Er muss die Gene, die ihn dazu befähigten, an mich weitergegeben haben. Nein, bei näherer Betrachtung kann ich mich auf diese Überlegung nicht verlassen, denn mein Vater war zu diesem Zeitpunkt bereits gezeugt. Oder lassen sich daraus überhaupt keine Schlussfolgerungen ableiten? Die Frage wird später zu klären sein; vorerst muss ich diese Wanderung zu Ende bringen, ohne auf die Gene meines Großvaters zurückzugreifen.

Natürlich bin ich letztlich nicht auf das Foto der Wanderkarte angewiesen, denn auch mein Gehirn hat ein Abbild jener Tafel in ihrem hölzernen Triptychon gespeichert. Und im Unterschied zur Kamera funktioniert es auch bei Kälte ausgezeichnet. So weiß ich, dass die Berghütten mit ihren rührend altmodischen Namen rund um uns herum so zahlreich stehen, dass sie selbst ohne Karte und im Schneetreiben kaum zu verfehlen sind: Erlebachbaude, Weißwassergrundbaude, Geiergucke, Wiesenbaude. Irgendwo zur Rechten des Weges liegt das schöne, aber auch ein wenig beunruhigende Modr´y D°ul. Da ich kein Tschechisch verstehe, kann es sich dabei statt um einen Ort ebensogut um einen Hinweis an den Wanderer handeln: Hic sunt leones. Verlassen wir uns also besser nicht auf Modr´y D°ul und halten uns an die Hütten, die man zuvorkommenderweise oben auf Bergen zu erbauen pflegt, wo sie leicht zu finden sind. Ich weiß das zu schätzen, denn in dem grauweißen Nichts, das mich umgibt, sind die Himmelsrichtungen Oben und Unten alles, woran ich mich halten kann.

Und das sind bereits zwei Richtungen mehr als in der letzten Nacht, in der der Schnee waagerecht und in großer Eile an uns vorbeifegte. Eng aneinandergedrängt an unserem Felsblock, beobachteten wir den Schnee aus zusammengekniffenen Augen, wie man an einem Bahnübergang einen Güterzug aus nächster Nähe vorbeirasen sieht. Alle Waggons waren mit Schnee gefüllt, und der Zug nahm und nahm kein Ende. Die Schranke wollte sich nicht mehr heben. Wer hätte dieser friedlichen Landschaft solche Exzesse zugetraut? Ein Tropfen Blut löst sich von meiner Stirn und versinkt einige Zentimeter tief im Schnee. Skorbut, die Geißel der Polarforschung, führt bekanntlich zum Wiederaufbrechen alter Wunden, aber ich kann in dieser Hinsicht ganz unbesorgt sein, denn es handelt sich um einen so frischen wie harmlosen Kratzer. Ich beobachte den Vorgang aufmerksam, seiner ungewohnten Farbigkeit wegen. Der erstarrte Tropfen hat die Form von Annes T-Shirt angenommen, oder war es Annes Anorak? Hat sie überhaupt ein rotes Kleidungsstück getragen? Entfernungen sind bei diesen Lichtverhältnissen schwer einzuschätzen, und wenn ich den Tropfen auf eine bestimmte Weise fixiere, kann ich in der Ferne die vollständige Anne erkennen.

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