Elwood hat geschrieben:
Dir ist aber schon bewusst, dass jedes dieser Vorurteile seinen wahren Kern hat, oder?
Vorurteile können einen wahren Kern haben, müssen aber nicht.
Wenn man wahrheitstechnisch fragwürdige Botschaften nur oft genug trommelt, dann werden sie irgendwann einmal geglaubt.
VAG ist ja vor allem ein Marketingerfolg.
Beeindruckend, wie sie rund um 1970 aus der Not (kein gscheites Modell im Programm) eine Tugend machten und die besondere Solidität und Zuverlässigkeit des hoffnungslos veralteten Käfers in den Vordergrund ihrer Kommunikation rückten. Sehr gescheit auch, nicht alle paar Jahre die Richtung zu wechseln, sondern über Jahrzehnte bei der einmal eingeschlagenen Linie zu bleiben, das wirkt authentisch und damit glaubwürdig, da können Pannenstatistiken oder persönliche Erfahrungen erzählen, was sie wollen. Nicht zu vergessen auch die kräftige Unterstützung durch die offen protektionistische, deutsche Fachpresse.
Wenn heute ein VW defekt wird, sucht der Kunde zuallerst den Fehler bei sich selbst. Und wenn ers nicht tut, dann hilft ihm die freundliche Werksniederlassung dabei.
Kleine, aber bezeichnende Anekdote über das hervorragend durchorchestrierte Marketing auf allen Ebenen, die ich in den Neunziger von einem, der es wissen musste, erzählt bekam:
Man wundert sich vielleicht, warum das VW-Karosseriedesign in den Achtzigern (Santana, Golf II, Jetta II und andere Designikonen) so grottenhässlich war.
Das soll kein Unvermögen der Designer gewesen sein, sondern volle Absicht. Die Wolfsburger Marktforschung hatte herausgefunden, daß die damals bereits ordentlich indoktrinierte Kundschaft Schönheit mit schlechter Qualität verband (die Italener!, die Franzosen!) und daß sich daher viceversa schiache Autos glaubwürdiger mit Zuverlässigkeit und Solidität in Verbindung bringen liessen.
Ich frag mich ja, ob BMW aktuell eine ähnliche Strategie verfolgt.