"Kopf des Tages" Der Standard.at
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Wenn Fritz Vogt morgens im schwäbischen Gammesfeld seine Raiffeisen-Bank aufsperrt, dann hat er im Gegensatz zu anderen Bankchefs eine ruhige Nacht hinter sich. Bankenpleiten, Finanzkrise, Liquiditätsprobleme, all das kennt der 78-Jährige nicht. Sein "Kässle" , mit einer Bilanzsumme von 18,5 Millionen Euro das kleinste Geldhaus Deutschlands, ist grundsolide, deshalb gibt es auch nur
drei Produkte: ein Girokonto, ein Sparkonto für drei Prozent und einen Kredit für 4,5 Prozent. Für alle 600 Kunden gelten die gleichen Bedingungen.
Das sagt Vogt, der auch noch Landwirt ist, der Hausverstand. Studiert hat er nie, sieben Jahre Volksschule und einige Fortbildungskurse reichten, um 1953 die Lizenz zum Führen einer Bank zu erwerben. Dann übernahm er die Raiffeisenkasse von seinem Vater, der auch Fritz Vogt hieß.
egründet hat sie dessen Vater im Jahr 1890. Natürlich hieß auch der Fritz Vogt. Seine Kunden kennt Vogt alle persönlich, für sie ist er der "Fritzle". Und wer glaubt, diese würden nur kleine Beträge in seine Zwergenbank tragen, irrt: Die höchste Einlage beträgt 100.000 Euro.
Vogt hat immer auf das Geld seiner Leute geschaut und damit den Grundgedanken Friedrich Wilhelm Raiffeisens zu seinem Lebensmotto gemacht. Der hatte 1845 einen "Hilfsverein zur Unterstützung unbemittelter Landwirte" gegründet.
Auch bei Vogt erfolgte die Kontoführung bis vor ein paar Monaten per Hand, es gab keinen Computer, kein Fax, nur eine Schreib- und eine Rechenmaschine aus dem Jahre Schnee. Wozu technische Raffinessen anschaffen, wenn das Geschäft bei Vogt so einfach ist: "Wer Geld hat, bringt es. Wer welches braucht, holt es sich ab." Vogts Nachfolger, der vom Chef noch täglich beraten wird, durfte allerdings einen Laptop mitbringen.
Doch einmal kam auch Vogt in existenzielle Nöte. 1984 entzog ihm die Bankenaufsicht die Bankenerlaubnis, weil er sich weigerte, das Vier-Augen-Prinzip (zwei Geschäftsführer kontrollieren sich gegenseitig) einzuführen. Vogt wehrte sich, und 1990 bekam er vom Bundesverwaltungsgericht recht. Es blieb bei der One-Man-Show. Man kann den überzeugten Genossenschafter Vogt übrigens auch beleidigen: Wenn man ihn "Bankdirektor" nennt.
(Birgit Baumann, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18./19.10.2008)
So einfach kann es gehen, wenn man nicht gierig ist, und Geld nicht als Selbstzweck sieht.
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Et lux in tenebris lucet et tenebrae eam non conprehenderunt
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