me hat geschrieben:
Lieber Schwedenkönig,
die ÖVP ist vom Verhandlungstisch aufgestanden und nicht die SPÖ. Nachdem sich nach wie vor die Mehrheit der Österr. eine große Koalition wünscht, ist die Erregung mE wichtig und richtig.
Und ein Vergleich zwischen dem Besten Kanzler aller Zeiten und Tschüssel ist für mich nicht zulässig. Man kann nicht das Wasser mit dem Stein im Bachbett vergleichen, über das es hinwegfliest. Bruno Kreisky hat mehr für dieses Land gemacht als alle Kanzler vor und nach ihm. Leider wissen es die jungen Leute heute nicht mehr und die, die es wissen, wissen es nicht (mehr) zu schätzen. Ganz schön viel "wissen" gö?

Lieber Me,
Du argumentierst immer mit einer sogenannten "Realverfassung", die es aber nicht gibt. Es gibt eine Verfassung in der steht, daß einzelne Parteien gewählt werden und nicht Koalitionsmehrheiten. Wäre dem nicht so, bräuchte man keine ÖVP oder SPÖ wählen, sondern eine Einheitspartei. Und jeder Mandatar und jede Partei kann mit dem Ergebnis machen, was sie will.
Nochetwas: Die SPÖ wusste genau, daß die ÖVP einen EF-Untersuchungsausschuß gerade noch als Weg für die SPÖ, aus dem "Ausstieg um jeden Preis" herauszukommen, eventuell tolerieren könnte, aber der Banken-Ausschuss, der zwei Zielsetzungen hat (Tribunal über KHG und über die Ostgeschäfte der Raiffeisen International), war eine, für die ÖVP leider nicht kommunizierbare, Gehässigkeit, die eine Zusammenarbeit verunmöglichen soll oder aber eine reine Demütigung der ÖVP darstellen würde. Da wollte die ÖVP nicht mitspielen, was ich persönlich verstehe.
Bruno Kreisky ist sicherlich einer der erfolgreicheren Bundeskanzler der II. Republik und allein durch die Dauer seiner Amtsführung (immerhin 13 Jahre) und durch die Fähigkeit, Reformen in Angriff zu nehmen (eben weil er NICHT einer großen Koalition vorstand), sicher erinnerungswürdig. Aber gerade das Beispiel Kreisky zeigt: Eine große Koalition bringt fast nix weiter, erstarrt in gegenseitigem Bespitzeln und nicht-Gönnen von Erfolgen und ist ein Garant für die Nichterledigung von drängenden Problemen (Pensionsreform als ein Beispiel). Daher ist auch aus dieser Sicht eine Große Koalition abzulehnen.
lg
Dimple, ob Kreisky der "GRÖBAZ" war, will ich nicht beurteilen - seine 13 Jahre als BK haben klarerweise Sonnen- und Schattenseiten