Na gut.
Eines kann man inzwischen leider nicht mehr leugnen: Das österreichische Volk bietet immer noch einen ausgezeichneten Nährboden für rechte, totalitäre Ideologien. Eine glaubwürdige Aufbereitung hat bei uns kaum stattgefunden. Dieses Problem wurde höchstens durch eine dünne Schicht Humanismus zugedeckt, die nach dem Zweiten Weltkrieg aufgrund eines kollektiven halbwegs schlechten Gewissens hochgezogen wurde, aber immer weiter erodiert, weil sie nicht dazu taugt, dem Einzelnen Vorteile zu bieten. Diesbezüglich sind nur die Ungarn durch ihren wesentlich stärker ausgeprägten Pragmatismus gefährlicher. Wäre der Österreicher nicht so inherent veränderungsunwillig und stünden nicht gar so viele Leute indirekt auf der Gehaltsliste der SPÖ, Strache hätte inzwischen Orbáns Stimmanteile.
Rot verwechselt diesbezüglich Totenstarre mit Machterhalt (Faymann) bzw. versucht, im Rahmen des Populismus Feuer mit Feuer zu bekämpfen (Häupl) oder sich gar mit Rechts zu verbinden (Niessl+Darabos). Wer in diesem Spannungsfeld integer bleibt (Voves), dem wird die Unterstützung entzogen. Heinisch-Hosek nehme ich persönlich, dass sie sich nicht auf ihren ureigensten Auftrag konzentriert, nämlich benachteiligten Bevölkerungsschichten über Bildung Zukunftsperspektiven zu bieten oder notfalls unter angedrohtem Förderungsentzug bei den Eltern aufzuoktruieren. Dabei wäre das wohl das geeignetste Mittel, die unzweifelhaften Probleme in der Integration von Zuwanderern und im Umgang mit dem ansässigen Prekariat langfristig zu lösen. Stattdessen werden Bildungsstandards im Sinne eines kleinsten gemeinsamen Nenners und für das Gros der Bevölkerung nicht nachvollziehbarer Themen wie Gender Mainstreaming durchgedrückt. Bravo, echt.
Grün_innen und ihre Sympathisant_innen beschränken sich derweil auf Fußgänger_innenzonen, auf eine intensive Verbotskultur und auf die Aussage, Blauwähler seien schlicht dumm und ungebildet. Letzteres ist sogar offizielle Wahlkampflinie. Eine Unart, von der ich mich in letzter Zeit zu trennen versuche, weniger weil sie im groben Widerspruch zur Realität stünde, sondern weil sie die Blauwähler eint. Der Schwache sucht bei Orientierungslosigkeit und Gegenwind Identität und Kraft in der gleichgesinnten Gruppe, eine natürliche Reaktion. Resultat: Ein sagenhaften Unvermögen, aus der Abwanderung von Rot und Schwarz auch nur irgendwie Kapital zu schlagen.
Bei der ÖVP kenn ich mich nicht aus, im wesentlichen tun die aber für den Machterhalt alles und Pröll ist der ungeschlagene Meister dieses Fachs. Die nächste Regierung wird also das Kabinett Strache I mit Mitterlehner als Juniordjango. Danach stellt sich sicher wieder einer hin und behauptet dreist, das sei ja alles geplant gewesen, um die FPÖ vorzuführen und einzudampfen. Wurscht wie, irgendwie bleiben die immer im Sattel.
Blau selbst will ich eigentlich nicht kommentieren. Es wird allerdings spannend, mit welchem Personal die meinen, eine Regierung bilden zu können. Da ist _niemand_ zu sehen. Ich tippe am ehesten auf akademische Versager, die am eigenen Gesicht Narben tragen, mit denen sie stolz ihre Ungeschick im Umgang mit Messer und Gabel zur Schau stellen. Solcherart wird dann halt wieder Kalif anstelle des Kalifen gespielt, fleissig Posten geschachert, das restliche Familiensilber zugunsten ideologisch nahestehender Privater verscherbelt und zu Lasten der Steuerzahler und eigenen Wähler wieder ganz großartig unfähige Wirtschaftspolitik betrieben werden. Das hört sich dann hoffentlich nach ein oder zwei Perioden wieder auf.
Pink geht schön langsam das Koks aus, die sind offenbar schon furchtbar auf Entzug, wenn ich mir die neuesten Plakate so ansehe.
Das Team Stronach wurde aus Geldüberschuss eines Einzelnen machtgierigen alten Sacks gegründet und wird auch wieder verschwinden, nachdem er sein Geld wieder zurück haben will. Wenigstens war das Experiment bestes Kabarett!
Glaubwürdige Linkspartei existiert bei uns keine mehr, es gibt offensichtlich kein Bedürfnis danach, womit wir wieder bei der generellen Ausrichtung unseres Volkes wären. Die Deutschen sind da vergleichsweise gesegnet.
Das alles spielt international agierenden Konzernen, vor allem am Finanzsektor, in ihrem Streben nach einer möglichst schafähnlich Bevölkerungsmasse ganz ausgezeichnet in die Hände. Eine Zwickmühle, aus der wir uns auch nicht mehr werden retten können, solange wir uns autarke Verwaltungen für Staaten in der vernachlässigbaren Größe Österreichs und selbst darin noch einmal einen Föderalismus leisten und solange die EU ausschließlich ein Wirtschaftsbündnis darstellt, dessen führende Köpfe bis zu den Schultern in den Ärschen der Finanzelite stecken. Überhaupt: Wirtschaft. Wie züchtet man Wirtschaftsflüchtlinge? Indem man massiv positive Außenhandelsbilanzen mit Ländern unterhält, die ohnehin schon ums Überleben kämpfen, zB mit staatlich gestützten Exporten von Billig-Lebensmittel und fleissigem Waffenhandel. Aber erklär das einmal einem Nationalisten.
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